Willkommen im elektronischen Klassenzimmer

Über die Bedeutung rechnergestützten Lernens (2001)

Kurz einige Bemerkungen über die Bedeutung rechnergestützten Unterrichtens, um einer Sagenbildung angesichts der in manchen Bereichen bereits eklatanten Bildungsmisere vorzubeugen. Dieses Klassenzimmer wurde Im Sommer 2001 errichtet und es hat bis zur Pandemie 2020 gedauert, bis seine Bedeutung erkannt wurde.

Es lassen sich aus meiner Sicht vier Dimensionen der Lernens unterscheiden, die öffentliche Schule, das ist ihre ureigene Aufgabe, zu durchstreifen hat.

Jede Dimension bildet ihren eigenen Fokus, der von anderen unterscheidbar ist und auf andere verweist. Fehlt eine Dimension, wird extrem unter- oder überbewertet, verliert das „Haus des Lernens“ seine idealen Proportionen.

Wollen wir zum Beispiel lernen, ein Haus zu bauen – in einem umfassenden Sinne – dann müssten wir mauern üben (reale Dimension), mittels abstrakter Formeln die Statik ermitteln (theoretische Dimension), ein Modell bauen und die mögliche Wirkung erkunden (virtuelle Dimension) und wir werden über den „Sinn“ des Hauses reflektieren (spirituelle Dimension).

Der vernetzte Computer stellt ein Instrument dar, dass die virtuelle Dimension in revolutionärer Weise verändert und somit unabweislich eine Neukonzeption des Gesamtgebäudes erforderlich macht. Eine solche Neuorientierung verlangt bei allen Beteiligten Umdenken, stellt herkömmliche Pädagogik und Didaktik in Frage.

Falls dies nicht gelingt, bleibt nur die allseits äußerst beliebte, allerdings ziemlich unfruchtbare Schuldzuweisungsdebatte. Die jüngst breit kolportierte Duisburger Dachdeckergesellenprüfung, bei der alle Prüflinge durchfielen, beleuchtet dies eindrucksvoll.

Zitat des Obermeisters: ein Lehrling konnte nicht einmal eine Dachlatte annageln, ein anderer nicht ohne Taschenrechner m² in mm² umwandeln, aber ihr Handy bedienen und SMS verschicken, das können sie alle. Und ein Schüler: die haben uns nichts beigebracht, was uns interessiert. Wenn Schule die virtuelle Lerndimension glaubwürdig und anerkannt integriert, dient das auch den anderen, unbedingt notwendigen , eher als Aufwertung denn als Verdrängung.

Die verschiedenen Lerndimensionen benötigen eine gewisse, gemeinsam akzeptierte Harmonik und Rhythmik zueinander, um Lernen mit Spaß und Ernst förderlich zu sein, sonst gerät Schule zu einer Art Kriegsschauplatz, wo sich „zu viel verlangende“ Lehrer und „zu wenig bringende“ Schüler einen sinnlosen Machtkampf liefern.

Die enorme Ausweitung der technischen Möglichkeiten in der virtuellen Lerndimension bedeutet somit keineswegs ein Zurückstecken der anderen Dimensionen, eher das Gegenteil.

Umgekehrt aber würde die Ausklammerung zu einer ebenfalls sehr ungesunden Lebensferne beitragen. Informationsrecherche, Simulation, multimediale Präsentation und virtuelle Kommunikation ermöglichen gerade auch sehr spannende Übergänge zwischen rein praktischen und rein theoretischen Übungen, die sie allerdings keinesfalls ersetzen können und spätestens seit dem 11.9. sollten wir begreifen, dass auch eine Unterbewertung des spirituellen schwerwiegende Nachteile mit sich bringen kann.

Aug.2001